Mitreißende Musicalmelodien - Das Movie-Night-Orchester gestaltete mit dem GG-Oberstufenchor und Solisten zwei begeisternde Konzertabende

Zweimal ein voll besetztes Altes Stadttheater und am Ende lang anhaltende Standing Ovations. Das Movie- Night-Orchester begeisterte am 22./23.9.18 bei seinen zwei Konzerten sein Publikum aufs Neue. 

Die Begeisterungsstürme sind nachvollziehbar, wurde doch mitreißende Musik fürs Kino im Kopf, klanggewaltig als generationsübergreifendes Hörabenteuer präsentiert.

Das Laienorchester unter der Leitung von Gerhard Reissig übertraf alle Erwartungen, die man in diesen Abend gesetzt hatte. Dabei hatte der Orchesterleiter ein glückliches Händchen bei der Titelauswahl, was ihm mit einer bunten Mischung aus bekannten Film-, Musical und Broadway-und sogar Opermelodien bestens gelang.

Unbeschwert und leicht entführte das Orchester in die glitzernde Welt des Broadway, als sie Highlights aus dem preisgekrönten Broadway- Musicals Wicked intonierten, ebenso den Maintitel aus Dragonheart oder wie zu Beginn den Police-Academy-Marsch, zu dem die beiden Matadoren - besser Moderatoren  - des Abends, Georg Thaller und Conni Rathei im strammen Stechschritt einmarschierten. Beide führten mit viel Witz, einer Portion Schlagfertigkeit, aber auch dem nötigen Charme durchs Programm. Dann wagte der Klangkörper, bestehend aus ca. 50 Musikern aus der Region um Eichstätt, die Gerhard Reissig alle Jahre um sich versammelt, einen Ausflug in die Oper und es gab Kostproben aus „Porgy and Bess“, der Oper in drei Akten von George Gershwin. Die Oper schildert das Leben von Afroamerikanern in der Schwarzensiedlung Catfish Row in Charleston um 1870. Gemäß dem Willen Gershwins darf das Stück ausschließlich von Schwarzen aufgeführt werden. Als Ausnahme darf es bei konzertanten Aufführung gespielt werden. Hier trat zum ersten Mal der Oberstufenchor des Gabrieli-Gymnasiums neben den beiden anderen Gesangssolisten, Georg Thaller und Anna-Magdalena Perwein, in Erscheinung. Er sollte zu einem wahren Ohren- und Augenschmaus während des Konzerts werden, war nun die große und erweitere Bühne des ASTHE vollständig ausgefüllt. Imposant jedoch nicht nur das äußere Erscheinungsbild. Der Chor, einstudiert von Michael Beck, passte sich in beeindruckender Art und Weise nahtlos, aber stets unaufdringlich dem hohen künstlerischen Niveau des Konzertabends an. Dass hier Schüler am Werk waren: man hielt es kaum für möglich. Viele Melodien aus Porgy and Bess wie etwa Summertime sind zu Jazz-Standards geworden und im Laufe der Zeit stets mitreißend interpretiert worden. Bei Anna-Maria Perwein´s Interpretation stimmt alles. Ihre "Summertime"-Version war voll Blues, voll Gospel, voll Leidenschaft. Gänsehautstimmung war garantiert. Ebenso als Georg Fanderl dann mit seinem kleinen  Melodieinstrument, der Mundharmonika, auf die Bühne trat und das geheimnisvolle Spiel vom Tod aus dem Italowestern aus dem Jahr 1968 mit romantischer Sehnsucht, viel Pathos und Western-Nostalgie begleitete. Zum Abschluss des ersten Teils wurde dann eine deutsche Filmlegende lebendig. Georg Thaller schlüpfte in die Rolle des unvergessenen Heinz Rühmann, lieh ihm seine variationsreiche Stimme und brach mit unvergleichlichem und konkurrenzlosem Hüftschwung die “Herzen der stolzesten Frauen“, um am Ende wissen zu lassen: „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das beste, was es gibt auf der Welt.“

Auch nach der Pause folgte ein Kracher auf den anderen: Anna Perwein holte das „Gold von den Sternen“ aus dem neuen Mozart-Musical. Das Orchester, vor allem die ersten Geigen, hatten beim Fiddle-Faddle, aus der Feder von Leroy Anderson, schwindelerregende Partien zu meistern, weist das Stück doch wiederholte Sechzehntel auf, die mit Pizzicatis in der Trio-Sektion fortgesetzt wurden. Das als Werbemusik bekannte Adiemus von Karl Jenkins gab es im weiteren Verlauf als Orchesterversion, gefühl- und ausdrucksvoll begleitet von Hildegund Weber auf der Altblockflöte. Für Annika Bleitzhofer vom GG war dies sicherlich ein besonderer Moment, denn die Schülerin durfte an der Seite von Anna-Magdalena Perwein als Solistin ihr Können unter Beweis stellen. Und dies gelang ihr mit Bravour! Kindheitserinnerungen wurden bei vielen wach, als Georg Fanderl Winnetou zum Leben erweckte. Skyfall:  Daniel Craig baute nahe am Wasser, als er den Song zum ersten Mal hörte. Auch Anna Magdalena Perwein rührte mit der kühnen Soulmusik, die sich mit dem Stil der alten James Bond Hits verbindet, ihr Publikum zu Tränen.

Am Ende gab es kein Halten mehr und die Gabrielischüler falteten alle, wie der Nonnenchor, der vor dem Papst dieses Lied singt, artig die Hände: Musik aus der himmlischen Musikkomödie Sister-Act war angesagt und jetzt entlud sich die ganze Spannung des Konzerts: völlig losgelöst und überschwänglich schwangen sich beim Klassiker „I will follow him“ nach dem langsamen liedhaften Introteil Orchester, Chor und Solisten sowie Zuschauer zu einem gemeinsamen ekstatischen gewaltigen Schlussfinale auf.

Schön, dass es dann am Ende ein gefühlvolles und ruhiges „La nuit“ gab, mit dem die Zuschauer in die Nacht entlassen wurden.  

Text: Edgar Mayer